Vitamin C an Vitamin See, 3. Chemo und Vollmond
„Was wissen wir über die Heilkraft von 6 Wochen guter Lebensqualität und purer Lebensfreude?“
Diese Frage stellte ich im Gespräch mit 3 Studentinnen nach meiner Vorlesung über „TCM und Krebs“ am letzten Dienstag. Ich berichtete ihnen noch über meine eigene Situation. Schon beim Aussprechen dieser Frage merkte ich, dass ich diese Frage nicht ihnen, sondern besonders MIR SELBST stellte.
Wir wissen so gut wie NICHTS darüber. Jeder Therapieerfolg wird nur an Hand von (Über)-Lebensjahren oder- Monaten gemessen. Aber wie ist es mit der Lebensqualität und Lebensfreude in dieser Zeit?
Wenn mir eine Antikörpertherapie 1-2 Monate „mehr“ verspricht, dann kann ich gut drauf verzichten. Zu welchem Preis? Hautentzündungen, Blutungsneigung, Medikamente gegen die Nebenwirkungen mit anderen Nebenwirkungen…?
Immer wieder merke ich, wie mit der Diagnose Krebs Angst, Schrecken und Druck verbreitet wird. Eine Krankheit, an der man stirbt. Ja, sicher! Aber sind nicht auch Diabetes, hoher Blutdruck oder Herzinfarkt tödliche Krankheiten? Und ist unser Leben nicht auch ohne Krankheiten ganz sicher endlich, ohne dass wir genau wissen, wann dieser Zeitpunkt erreicht ist.
In den Medien ist zur Zeit gerade eine Art von „Hetze“ auf die Heilpraktiker und damit auch auf alle komplementäre und naturheilkundliche Behandlungsverfahren zu spüren.
„Gehen Sie besser zu einem richtigen Arzt.“ ist eine Überheblichkeit, die der Medizin nicht gut tut. Ich werde mich sicher noch ein paar Male wiederholen, wenn ich Paracelsus zitiere:
„Die beste Arznei für den Menschen ist der Mensch…“
Der Arzt / Therapeut ist wichtiger als seine Therapie!
Und das gilt für alle Therapierichtungen.
Ich vertraue meinen behandelnden Ärzten wie Freunden. Sowohl meinen ChirurgInnen, OnkologInnen und KomplementärmedizinerInnen. Ich weiß, dass sie es gut mit mir meinen. Das ist die Basis. Dass darüber Missverständnisse, Irrtümer, Komplikationen und Fehler liegen können, ist mir bewusst. Das ist das Leben…..
Und dann ist da (Gott sei Dank) auch noch mein „innerer“ Arzt (Den hat jeder!).
Auch er begleitet alle Entscheidungen für oder gegen eine Therapie oder modifiziert einen Vorschlag zu MEINER Therapie.
Er ist der „heilende Geist“ ist allem. Es ist das Vertrauen in mich selbst.
Diesen Aspekt gilt es zu pflegen, zu trainieren und zu stärken. Und dass am besten, wenn wir nicht gerade in einer schweren Krankheit, Krise oder Katastrophe stecken.
Heilen, bevor man krank wird.
OK, ist doch mehr geworden, als ich dachte. Warum schreibe ich das alles?
Weil mich die 3. Chemo an den Punkt einer Entscheidung bringt. Weil meine innerer Arzt sich meldet und um Aufmerksamkeit und Achtsamkeit bittet.
Die Nebenwirkungen sind zwar nicht so massiv, und doch so, dass sie meine Vorstellung von Lebensqualität und Lebensfreude deutlich begrenzen.
Bei dieser letzten Chemotherapie habe ich erstmals gefastet.
Sonntag 1. Fastentag, Montag Chemo und 2. Fastentag, Dienstag Fastenbrechen. Ich bin ganz ehrlich. Mich hat es dieses Mal eher geschwächt. Die Hoffnung bleibt, dass während des Fastens die gesunden Zellen in eine Art Ruhezustand gegangen sind und sich nicht so viel von der Chemo beeindrucken ließen.
Und ich wollte es einfach mal ausprobieren.
Für die Stunde, als das Oxaliplatin in mich hineinlief, habe ich Kältehandschuhe getragen. Sie sollen in den Fingern die Durchblutung drosseln und verhindern, dass das nervenschädigende Oxaliplatin an die Nervenendigungen gelangt und damit der Neuropathie entgegenwirken. Ich denke, das hat ganz gut geholfen. Unmittelbar nach der Chemo waren deutlich weniger Beschwerden.
Insgesamt bin ich jedoch wesentlich mehr beeinträchtigt. Haut und Schleimhäute leiden, was ich vor allem in der Nase, Blase und auch am Stoma merke. Energetisch und stimmungsmäßig war es in den Tagen und danach schwierig… eher schon mal ein „Jammertal“.
Heute ist Ostermontag.
Seit gestern habe ich das Gefühl, es stabilisiert sich wieder, Schlaf wird wieder besser und die Stimmung auch.
Nächsten Montag ist die 4. Chemo. Diese werde ich noch machen. Danach stehen sowieso erst mal Kontrollen an. Und danach wiederum sehr genau schauen und entscheiden, welchen Weg ich weiter gehe. Kann sein, dass der Chemo-Teil von meiner Seite beendet ist….wir werden sehen.
Endlich habe ich auch wieder den Zugang und die Kraft für die begleitenden und unterstützenden Therapiemaßnahmen gefunden. Nachdem mich vor kurzem ein Kollege und guter Freund untersucht und ausgetestet hat, steht auch dieses Programm mit Ausleitung, Entgiftung, Antioxidantien und Infusionen. Der Port macht die Sache um einiges einfacher.
Hochdosis-Vitamin-C-Infusion
Und so gab es 2 Tage nach Abschluss der Chemotherapie die ersten Procain-Basen-Infusionen zur Entsäuerung und Hochdosis-Vitamin-C-Infusion. Da wir seit Karfreitag auf dem Boot sind, gab es diese als zweites Frühstück zusammen mit Vitamin See und Sonnenvitaminen. 🙂
Nachdem wir am Mittwoch und Donnerstag das Boot „Julchen“ aufgetakelt haben, starteten wir am Freitag zur ersten Fahrt, die wir doch tatsächlich nach dem Ablegen im T-Shirt begannen. Der achterliche Ostwind brachte uns ziemlich zügig in den Bootshafen Kühlungsborn, war jedoch auf der Ostsee auch noch mächtig kalt.
Nun habe ich also meinen Sommer-Liegeplatz hier bezogen und
„Julchen“ hat nun hier ein zweites Zuhause und so auch ich. 🙂
Britta und Lars sind gute Freunde und haben diese erste Überfahrt nach Kühlungsborn begleitet.
Sie sind die time-catcher (die Zeitfänger), Künstler in Wort (Texte) und Bild (Fotografie) und haben auch für uns den einen oder anderen Moment eingefangen. Und uns zusammen mit ihrer wundervollen Tochter Lil großartige und lichtvolle Momente geschenkt. Lil blieb über Nacht unser Schlafgast auf dem Schiff, und Lars und Britta bescherten uns am nächsten Morgen mit einem gemeinsamen tollen Frühstück an Bord.
Es folgten chillige Stunden am Strand liegend. Sand, Muscheln und Steine ließen sich sehr bereitwillig meditativ und kreativ verwandeln.
Es war so schön mit Euch. Danke für Euch!
Und danke für Euer Licht, das meinen folgenden Prozess begleitet hat. (Video folgt)
Endlich bin ich wieder bei „meinen Steinen“. Der erste Morgenspaziergang am Samstag führte mich zu ihnen an den Strand. Dankbarkeit ist der reichste Zustand, den wir haben. Und anstelle für einen guten Verlauf zu bitten, war ich einfach nur dankbar, wieder bei ihnen sein zu können. Vielleicht sind sie es, die dafür gesorgt haben, dass ich das letzte Vierteljahr „überlebt“ habe….
Ihr seid meine LebensZeichen.
Danke Lars, für Deine Inspiration.
An dieser Stelle auch Dank an alle, die ihre Begleitung und Unterstützung in Worten und Kommentaren hier im Blog ausgedrückt haben. Es sind inzwischen 99 geworden!
Wer schreibt den 100. Kommentar???
Hallo Susanne-es tut soooo gut,Dir das Glücklichsein bei Deinen Steinen Dir richtig ansehen zu können-so ein schönes,tolles Foto im Sand bei Deinen Steinen
Auch,wenn wir gestern nur wenig Zeit mitgebracht hatten,war es schön,Euch wieder gesehen zu haben und Dich endlich wieder umarmen zu können
❤️😘💪
Liebe Anja, liebe Kathrin,
es ist der 100. Kommentar! Danke, Ihr Lieben. Es ist schön, Euch nahe zu wissen, am Meer….
Ihr wart ja mit die Ersten, die von der Diagnose erfahren habt, also Begleiterinnen der ersten Stunde.
Und ich weiß, dass Du immer bei mir bist. Und erinnerst Du Dich noch daran, was Du mir versprechen musstest?
Es hat uns beiden geholfen, die Angst und Panik NICHT zu füttern.
Wir füttern weiter die Lebensfreude, das Glücklich-Sein und die Dankbarkeit.
Danke, dass es Euch gibt. Danke für die Umarmungen!
Bis gleich 😉
Liebe Susanne, ich habe erst jetzt Deine Seiten wieder gelesen. Ich verdränge das Thema für mich selbst, kämpfe mit meienr Wiederauferstehung in das Leben, was recht mühsam ist. Deine Worte zeugen von viel Kraft in Dir und einem immer wieder Hinterfragen von Therapien und Lebensqualität, Lebensfreude. Beides ist wichtig. Und Du hast jetzt eine eingeschränkte Qualität, aber doch viel Freude. Hoffnung. Halte durch! Bleib tapfer! Die schönen Sonnentage der letzten Zeit haben Dir hoffentlich auch Sonne in die Seele scheinen lassen.
Ich würde mich gern mit Dir nochmal treffen. Sag Bescheid, wenn es paßt. Und Du Dich natürlich entsprechend fühlst.
Ganz liebe Grüße Gesa
Sehr geehrte Frau 😉🌸🍀
Mich würde interessieren wie ihr Boot zu dem Namen kam… er ist mein Spitzname und verbindet mich mit einem besonderen Buch…
Mit herzlichen Grüße und guten Wünschen eine Leserin, auch Ärztin…Suchende
Liebe Frau Poppe,
ja, „Julchen“ geht auch bei mir auf ein Buch zurück.
Ich bin ja mit meinen Eltern mit dem Segeln groß geworden und irgendwie fanden die Bücher und Geschichten des Seglers Gustav aus dem Westen schon zu DDR-Zeiten den Weg in den Osten. Und dort gibt es die Tochter, das Julchen, des Seglers Gustav. Darauf geht auch mein Spitzname zurück, den allerdings nur meine Eltern nutzen.
Und als ich vor ein paar Jahren das Boot kaufte, bekam es diesen Namen.
Ist unsere Geschichte ähnlich???
Liebe Grüße an Julchen vom Julchen auf dem „Julchen“
Hallo Susanne,
Erkrankung und Lebensqualität bleibt eine schwierige Balance für jeden (Betroffene und Arzt!). Es sollte nie hinter der Prognose Hoffnung (s. B. Siegel) verschwinden und die Medizin immer dahinter verbleiben.
Ich wünsche dir weiter ein rüm hart und klaar kiming.
Liebe Grüße aus der Praxis am Park
Dietmar